John Cage: Fontana Mix (1958)

Realisation von Volker Straebel (1994)

Die Partitur von Fontana Mix – Material für Tonbandmusik dieses Titels (1958) besteht aus zehn Zeichnungen mit jeweils sechs Linien und zehn Transparenten mit unterschiedlicher Anzahl von Punkten. Nach einem recht frei beschriebenen Verfahren werden mittels eines 20-Kästchen-Rasters Messungen durchgeführt, durch die frei zu wählende Parameter bestimmt werden.

Für meine Realisation habe ich Stimmen oder Geräusche von 20 Vögeln gewählt: Rauschschwalbe, Mehlschwalbe, Zaungrasmücke, Kohlmeise, Gartenrotschwanz, Blaumeise, Buchfink, Grünling, Rotkehlchen, Kleiber, Storch, Nachtigall, Großer Buntspecht, Habicht, Pirol, Waldkauz, Kuckuck, Uhu, Eichelhäher, Elster.

In Entsprechung zu den acht Spuren des Tonbandes (Wiedergabe über vier Lautsprecher) wurden acht Transparent-Punkte vollständig ausgemessen, und so Vogelstimme, Dauer, Lautstärke, Klang, sowie Veränderung von Tonlage und Wiedergabegeschwindigkeit für 148 Ereignisse festgelegt.

Das Ausgangsmaterial stammt aus dem Vogelstimmen-Quiz des Waldmuseums im Jagdschloss Grunewald (Berlin), dessen Mitarbeitern ich für die freundliche Unterstützung danken möchte. Man kann dort – was mich schon als Kind faszinierte – über Telefonhörer Vogelstimmenaufnahmen anhören und wird durch das Lämpchen „Bitte raten“ aufgefordert, mittels Druck auf einen von sechs Knöpfen dem Gehörten einen Vogelnamen zuzuordnen. Dem Stadtkind erschienen diese Tonbandvögel wirklicher als die realen: Konserviert und sehr charakteristisch klanglich verändert drangen sie mit einer Bedeutsamkeit aus dem Hörer, die den Piepmätzen im Park nie zukommen konnte.

Fontana Mix wurde realisiert im Studio für Elektroakustische Musik der Hochschule der Künste Berlin. Aufführung im Rahmen des Festivals Pfeifen im Walde im Podewil Berlin, 1994.


Rezension

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Pfeifen im Walde, hrsg.v. Volker Straeben und Matthias Osterwold, Köln: Maly Verlag 1994, S. 28
© Volker Straebel kein Abdruck ohne schriftliche Genehmigung des Autors / no reprint without author's written permission